Experten prognostizieren sehr warme Temperaturen mit fast 40°C. Ich muss trotzdem nicht auf Kälte verzichten, denn ich gehe ins selbstgemachte Eisbad bei 1,6 °C. Wie genau? In einer Tiefkühltruhe!

Jeder Eisbader kennt das: Man freut sich auf den Winter, um endlich wieder Eisbaden zu können. Aber mit etwas Vorbereitung klappt Eisbaden auch in den warmen Monaten! In diesem Beitrag zeige ich euch, wie ihr die Vorteile von Eisbaden rund ums Jahr in vollen Zügen genießen könnt.

Eisbaden im Sommer
Eisbaden in der Gefriertruhe bei 1,6°C

Kalt duschen? Na ja, richtige Eisbader wollen was richtig Kaltes 🙂

Und deshalb muss kaltes Wasser in großen Mengen her. Wer nicht das Glück hat, neben einem kalten Bergbach zu wohnen, der sieht sich im Prinzip mit diesen fünf Möglichkeiten konfrontiert:

  1. Warten bis der Winter kommt
  2. Kalt duschen
  3. Eiswürfel produzieren und dann Eisbaden zuhause in einem Kübel, Tonne oder Eisbadewanne machen
  4. Gefriertruhe oder einen Freezer umbauen
  5. Professionelle Kühlsysteme nutzen

Da bis zum Winter zu warten und kalt zu duschen nicht wirklich in Frage kommen, und Eiswürfel in ausreichender Menge zu produzieren, um 200 Liter Wasser herunterzukühlen nicht sehr praktikabel ist, bleiben noch professionelle Systeme oder sich selbst eine Gefriertruhe für’s Eisbaden zu präparieren. Das Letztere geht einfacher als du denkst, ein paar Schritte sind allerdings schon notwendig.

Wie funktioniert eine Tiefkühltruhe genau?

Die meisten Haushalte haben das: Entweder ist ein TK-Fach im Kühlschrank eingebaut oder, falls man mehr Platzbedarf hat, als separates Gerät, was meistens im Keller oder der Garage steht. Die Funktionsweisen von Tiefkühltruhen (oder auch Freezer auf Englisch) variieren etwas je nach Hersteller und Modell, aber im Grunde funktionieren sie folgendermaßen:

Die Tiefkühltruhe enthält einen elektrisch betriebenen Kompressor. Der Kompressor ist dabei das Herzstück der Kühltruhe, denn er komprimiert ein Kältemittelgas, womit dessen Druck ansteigt. Das komprimierte Gas strömt dann in einen Kondensator, der sich meist an der Rückseite der Truhe befindet. Der Kondensator besteht aus dünnen Metallrohren, die effizient die Wärme abführen können. Durch die Wärmeabgabe kühlt das Kältemittel ab und kondensiert in einen flüssigen Zustand. Das flüssige Kältemittel gelangt danach in einen Verdampfer, der sich im Inneren der Tiefkühltruhe befindet, und nimmt dort die Wärme auf und verdampft wieder. Das gasförmige Kältemittel wird dann wieder wie in einem Kreislauf zurück in den Kompressor geführt und das Spiel geht von vorne los.

Durch diesen wiederkehrenden Kreislauf wird kontinuierlich Wärme aus dem Innenraum der Tiefkühltruhe abgeführt, was nach einer Weile dazu führt, dass die Truhe Minustemperaturen im Innenraum erreicht und damit auch als Eisbad fungieren kann.

Welche Größen eignen sich am besten?

Du solltest bei der Truhe auf die richtige Größe achten. Ratsam ist es, eine Tiefkühltruhe zu nehmen, die nicht überdimensioniert ist, denn dadurch hast du deutlich mehr zu kühlen. Aber sie sollte auch nicht unterdimensioniert sein, denn dann passt du unter Umständen nicht ganz rein. Generell empfiehlt es sich, eher eine kleinere Truhe zu nehmen, denn sie ist platzsparender, aber auch energieeffizienter und kann die Wassermenge schneller herunterkühlen. Das Wichtigste ist natürlich, dass du gut reinpasst, aber du musst nicht die Beine vollständig ausstrecken oder dich reinlegen können.

Meine Tiefkühltruhe hat folgende Maße:

Innenlänge: 92 cm
Innentiefe: 65 cm

Das reicht gerade so für mich, denn der Kompressor nimmt auch noch Platz weg. Das heißt, ich kann nicht darauf sitzen, sonst bin ich zu weit oben und meine Schultern sind nicht mit Wasser bedeckt.

Maße Gefriertruhe

Welche Tiefkühltruhe und wie viel Liter sollte sie haben?

Ich habe in eine gebrauchte Hanseatic Tiefkühltruhe investiert. Diese ist recht klein, aber ich passe mit 1,83 Metern so rein, dass ich komplett mit Wasser bedeckt bin. Die Truhe hat ein Volumen von 250 Litern, wobei ich nur ca. 150 Liter brauche, denn mein Körper füllt den Rest gut aus.

Der Energieverbrauch war für mich nicht wirklich maßgebend, da die Truhe maximal 2-3 Stunden am Tag läuft und das in der Regel nur, wenn die Sonne scheint.

Gefriertruhe Produktbeschreibung

Wie präparierst du deine Tiefkühltruhe genau für das Eisbaden?

Im Prinzip ist das super simpel. Du brauchst dafür handelsübliches Sanitärsilikon. Ich habe transparentes Silikon genommen, damit man die Fugen nicht genau sieht, und auch auf die Qualität geachtet (einfach das Teuerste gekauft 🙂 ), da ich auf keinen Fall riskieren wollte, dass Wasser austritt. Zusätzlich braucht man ein bisschen Seifenwasser zum Glätten und eine Küchenrolle zum Wegwischen des überschüssigen Silikons. Und falls deine Truhe einen Ablauf hat, dann solltest du auch noch den Stöpsel mit Silikonband und einer Dichtung sichern. Ich habe das beim ersten Versuch nicht gemacht und es hat die ganze Zeit geleckt.

Und dann geht’s ans Verfugen. Einfach überall, wo du einen Spalt siehst, einen ordentlichen Streifen Silikon darauf tun und dann mit dem Finger glatt streichen. Im Anschluss dann noch mit dem Seifenwasser drüberfahren.

Das (Plastik-) Gewinde des Stöpsels mit Silikonband umwickeln und die Dichtung darauf tun. Fertig ist das Ganze schon! Anschließend über Nacht trocknen lassen und am nächsten Tag Wasser einfüllen. Es sollte nichts durch deine Fugen herausrinnen. Wenn der Boden um die Truhe trocken ist und der Wasserspiegel gleich bleibt, kannst du den Stecker einstecken und deine Truhe kühlen.

Noch ein kleiner Hinweis zu den Stöpseln: Die solltest du nach Möglichkeit drinnen lassen, denn das Wasser sollte auch mal abgelassen werden können. Wenn das nicht möglich ist, müsstest du es abpumpen oder mühsam mit einem anderen Behälter herausnehmen. Ich habe schon einige präparierte Gefriertruhen gesehen, bei denen der Stöpsel zugeklebt wurde.

Und so sieht die mit Wasser gefüllte Tiefkühltruhe aus – das Wasser bleibt drinnen und muss nur noch gekühlt werden.

Tiefkühltruhe gefüllt

Wie sieht das endgültige Resultat aus?

So klappt Eisbaden in einer kleinen, aber ausreichend großen Tiefkühltruhe. Und es wird auch ordentlich kalt! Ihr könnt die Truhe so kalt machen wie ihr wollt – lasst ihr den Freezer permanent laufen, dann habt ihr hinterher einen Eisblock. Bei mir wurde es 1,6 °C kalt.

Eisbaden Gefrierschrank von Seite

Auf was solltest du unbedingt achten?

Du musst auf jeden Fall darauf achten, den Stromanschluss zu unterbrechen, sprich den Stecker komplett aus der Steckdose ziehen, damit du nicht riskierst, einen Stromschlag zu bekommen.

Wie lange dauert es, bis das Wasser herunterkühlt?

Bei mir hat es ca. 12 Stunden gedauert, bis das Wasser auf 1,6 °C heruntergekühlt war. Und so kalt hätte es gar nicht sein müssen, auf eine eigentlich schon ausreichende Temperatur von 4-5° C würde man schneller kommen. Ich schätze je nach Wassermenge schafft der Kühlkreislauf eine Temperaturabsenkung von 1-2 °C pro Stunde. Am Anfang mehr und später, wenn die Temperatur schon niedrig ist, weniger.

Welche Kosten entstehen für die Truhe und die Versiegelung?

Ich habe 80 Euro für eine gebrauchte Kühltruhe ausgegeben. Zusätzlich habe ich einen Transport dafür organisieren müssen, der mich 30 Euro gekostet hat. Zusätzlich hab ich ca. 10 Euro für Silikon und Dichtungen ausgegeben. Insgesamt liegen wir also bei ca. 120 Euro.

Wie hoch ist der Stromverbrauch für ein Eisbad?

Beim Stromverbrauch punktet die Tiefkühltruhe, denn das System ist darauf ausgelegt, möglichst effizient zu kühlen. Das gekühlte Wasser bleibt dabei in einem isolierten Behälter, weshalb es wenig Effizienzverluste gibt. Eine normale Tiefkühltruhe verbraucht je nach Größe und Modell zwischen 100 und 300 Watt Strom. Bei meiner Truhe sind es aufgrund der kleinen Maße um die 120 Watt, wodurch sich diese perfekt mit meiner Balkonkraftanlage betreiben lässt. Der Strom ist dann im Prinzip kostenlos und auch grün. Der Energieverbrauch pro 24 Stunden wird vom Hersteller mit 0,53 kWh angegeben. Da die Truhe maximal 12 Stunden laufen muss, um wirklich ordentlich runterzukühlen, wäre der Bedarf nur 50% der angegebenen 0,53 kWh also 0,26 kWh * 0,4 EUR = ca. 11 Cent pro Eisbad. Und das ist die Kalkulation, wenn du konventionell Strom aus der Steckdose ziehst – mit dem Balkonkraftwerk ist es natürlich noch günstiger.

Balkonkraftwerk für Gefriertruhe

Ich nutze zudem die Möglichkeit, aus meiner Regenwassertonne Wasser für den Freezer zu entnehmen, was Wasser spart. Das ist meine Art des grünen Kreislaufes.

Was gibt es für Alternativen zur Tiefkühltruhe?

Es gibt professionelle Systeme, die meist aus der Aquarientechnik Durchlaufkühler nutzen und das Wasser in einem Kreislauf kühlen. Das geht je nach Gerät richtig flott innerhalb von 3-4 Stunden von 17-20 °C runter auf 4 °C. Und für wiederkehrende Eisbadetermine hast du je nach Temperatur nur eine Kühlzeit von 1 Stunde. Natürlich verbrauchen diese Geräte dann auch entsprechend mehr Strom, da der Motor stärker ist, aber auch weil das Wasser aus dem Becken in den Kühler und dann wieder zurückgepumpt wird. Es gibt also mehr Energieeffizienzverluste als bei der Tiefkühltruhe.

Mein Fazit

Eine Tiefkühltruhe ist ein gutes Gerät, um darin rund ums Jahr zuhause Eisbaden zu machen. Es hat den großen Vorteil, dass du das Wasser ziemlich genau temperieren und dich auch als Anfänger:in leicht an die Kälte gewöhnen und nach und nach steigern kannst.

Weitere große Vorteile sind die relativ günstigen Anschaffungskosten (für eine neue Tiefkühltruhe geht es bei ca. 300 Euro los), die schnelle und unkomplizierte Verfugung mit Silikon und Nutzung für unterschiedliche Zwecke. Durch das Eisbaden und die Silikonfugen verliert die Tiefkühltruhe nicht an Funktionalität, sie hat auch schon bei unseren Gartenpartys gute Dienste geleistet.

Der Nachteil bei einer Tiefkühltruhe ist, dass sie natürlich für die Kühlung von Getränken und Lebensmitteln konzipiert ist. Präparierst und nutzt du sie für Eisbaden, wirst du wohl die gesetzliche Garantie verlieren, was durchaus ärgerlich ist, sollte die Truhe vorzeitig ihren Geist aufgeben.

Und bei einer Tiefkühltruhe benötigst du länger, um das Wasser zu kühlen. Mit einem Profisystem geht das innerhalb von 3-4 Stunden, während du bei einer Tiefkühltruhe am besten einen Tag vor dem geplanten Eisbad anfängst, zu kühlen. Der Vorteil bei einer Tiefkühltruhe ist, dass wenn das Wasser einmal kühl ist, du es für die nächste Eisbaden-Session tatsächlich nur noch 2-3 Stunden kühlen musst.

Und dann haben wir das Thema Strom. Strom und Wasser vertragen sich nicht gut, weshalb du sehr darauf achten musst, dass du das Kabel immer rausziehst. Auch beim Überprüfen der Temperatur zwischendurch läuft der Motor. Da jedes Mal den Stecker zu ziehen, ist zwar mühsam, aber du solltest NIE vergessen, das Gerät komplett vom Strom zu trennen, wenn du das Wasser berührst.