Die Idee, sich in eisiges Wasser zu wagen, mag anfangs total abschreckend erscheinen, doch Eisbaden bietet eine Vielzahl von Vorteilen, wie etwa eine verbesserte Durchblutung und ein gestärktes Immunsystem. Wenn du das Eisbaden zum ersten Mal ausprobieren möchtest, ist es entscheidend, dass du behutsam vorgehst. Mit der richtigen Vorbereitung und Achtsamkeit kannst du erstaunliche positive Auswirkungen auf deinen Körper erzielen. Hier sind einige wertvolle Tipps, um dich optimal auf dein erstes Eisbad vorzubereiten und eine detaillierte Schritt-für-Schritt Anleitung.

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1. Beginne langsam mit Wechselduschen und kalt duschen

Wenn du noch nie zuvor in eiskaltes Wasser eingetaucht bist, ist es wichtig, die Temperatur schrittweise zu senken. Starte mit kühlem Wasser und arbeite dich dann allmählich zu kälteren Temperaturen vor, um deinen Körper langsam an das Eisbaden zu gewöhnen. Die beste Möglichkeit dazu ist durch kalte duschen. Du kannst dich Woche für Woche steigern und in ca. 1 Monat für dein erstes Eisbad bereit sein. Hier ist ein Plan, der dir hilft um dich fürs Eisbaden zu akklimatisieren.

1 Woche2 Woche3 Woche4 Woche5 Woche
Wechselduschen15 Sek. kalt duschen30 Sek. kalt duschen45 Sek. kalt duschen60 Sek. kalt duschen

2. Wähle eine Umgebung in der du dich wohl fühlst

Achte auf eine sicheren Ort für dein erstes Eisbad, welches keine Hindernisse hat und dir auch eine gewisse Privatsphäre erlaubt. Nimm dir die Zeit die du brauchst. Du kannst dafür entweder eine unserer Tonnen verwenden oder in einem See mit klarem und sauberem Wasser steigen. Am besten du wählst noch kein fließendes Gewässer, denn dann musst du dich zusätzlich auf die Strömung konzentrieren und dass du nicht abtreibst. Zudem ist fließendes Gewässer auch kälter als stehendes.

3. Wenn du die Möglichkeit hast nimm jemanden mit oder gehe mit einer Gruppe

Eisbaden ist immer am schönsten zusammen. Doch oft geht das nicht. Beim ersten Mal wäre es jedoch zumindest sinnvoll jemanden dabei zu haben, der dich unterstützt. Vielleicht dein Ehepartner oder deine Kinder, die dir helfen können, falls du Hilfe benötigst?

4. Mind over Matter – Überwinde dich mental

Eisbaden ist nicht gerade bekannt für den Wohlfühlfaktor. Deshalb sagen auch viele Menschen vorneweg sie würden das nie machen. Jedoch haben sie dadurch auch nie die Möglichkeit die Vorteile aus erster Hand direkt nach einem Eisbad zu erfahren. Doch jeder der das schon mal gemacht hat weiß: Es ist hart sich zu überwinden, vor allem beim ersten Mal. Und dazu zählt vor allem die mentale Überwindung. Du darfst also nicht zu viele Bedenken haben, sondern es einfach machen. Und am Anfang tut es weh. Es ist etwas kontraintuitiv aber der Schmerz und die mentale Anspannung helfen dir dabei stärker und resistenter zu werden.

5. Atmung und Entspannung

Viele Eisbader schwören auf Atemtechniken vor dem Eisbad. Die richtige Atemtechnik fürs Eisbaden kann deine Körperwärme steigern und dich somit gut auf die Kälteexposition vorbereiten. Die Atemtechniken helfen dir dabei die „innere Wärme“ zu entfachen. Und du solltest warm sein, wenn du ins Eisbad gehst und nicht davor schon frieren. Nimm dir also 5-15 Minuten vor deinem ersten Eisbad Zeit, setze dich auf eine Yogamatte im Schneidersitz oder lege dich hin und praktiziere Atemtechniken wie die Wim Hof Atmung / Tummo oder Buteyko.

6. Bevor du ins Wasser gehst

Wenn du fertig mit der Atmung bist, ziehe dich bis auf deinen Badeanzug / Badehose aus. Optimalerweise hast du deine Badesachen schon an, denn wenn du dich im Winter draussen umziehst ist das recht unangenehm. Zudem solltest du deine Sachen für nach dem Baden schon bereit legen um schnell wieder in warme und trockene Kleidung zu schlüpfen.

Du kannst ein Thermometer aufstellen und die Temperatur messen. Wenn du möchtest kannst du deine Füße und Hände schützen. Diese sind meist am stärksten vom Blutabluß betroffen und fangen sehr schnell an zu frieren und zu schmerzen. Wir haben tolle Angebote in unserem Shop für alles was du für deinen ersten Eisbadegang benötigst.

7. Während deines ersten Eisbades

So jetzt bist du also in Badesachen, draußen ist es kalt, vor dir ist das Eiswasser. Dein Kopf sagt immer noch: NEIN, Tu’s NICHT!

Du ziehst deine Neoprenhandschuhe und Neoprensocken an und gehst ins Eisbad. Beginne damit, deine untere Körperhälfte ins Eiswasser zu tauchen und geh dann zügig komplett rein. Es reicht auch nur bis zu den Achseln am Anfang. Schau nicht auf die Uhr. Zeit spielt keine Rolle, wenn du im Eisbad bist.

Sobald du ganz eingetaucht bist, wirst du merken, dass deine Füße und Hände anfangen zu schmerzen. Deine Atmung geht schnell und dein Herz schlägt wie verrückt. Das ist OK lasse, die Kälte geschehen und am Wichtigsten: Beruhige deinen Atem. Einfach langsam ein- und ausatmen. Du wirst merken, dass sich dadurch dein Körper automatisch wieder entspannt und auch entkrampft. Nach ca. 30 Sekunden merkst du dann schon, dass es deutlich besser geht, es ist immer noch unangenehm aber es ist weniger schlimm als am Anfang.

1-3 Minuten, mehr sollte es nicht sein. Übertreibe es nicht, du hast noch reichlich Zeit zu üben!

! Wenn du dich unwohl fühlst, die Schmerzen zu stark sind, Taubheitsgefühle auftreten, die schwindlig ist oder du sehr stark und unkontrolliert anfängst zu zittern, dann ist es Zeit herauszugehen!

8. Nach deinem Eisbad

Nachdem du das Eisbad genossen hast, ist es wichtig, deinen Körper behutsam und langsam wieder aufzuwärmen. Hier ist keine Eile, denn es ist sogar gefährlich zu schnell wieder warm zu werden. Dein kaltes Blut aus der Peripherie muss langsam wieder mit dem warmen Blut durchmischt werden. Direkt nach dem Eisbad kannst du also den Horse Stance machen.

Beim Horse Stance gehst du einfach in eine Halbhocke, so dass du deine Beine leicht angespannt hast und tust die Arme von einer Seite zur anderen abwechselnd bewegen. Dabei kannst du auch Geräusche von dir geben. Es ist ein bisschen wie der Haka-Tanz und wärmt dich gut auf. Du kannst aber auch Schattenboxen oder gehen, alles was Bewegung ist, ist gut. Du darfst aber nicht zu schnell mit der Bewegung anfangen, sondern das ganze langsam starten und dich dann allmählich schneller bewegen. Wie bei einem kalten Auto, das musst du auch erst einmal auf Betriebstemperatur bringen, bevor du Vollgas auf der Autobahn fährst.

Nach 1-3 Minuten Horse Stance oder anderer Bewegung, einfach schnell abtrocknen und so viele Kleider anziehen wie es geht. Nach dem Zwiebelprinzip, viel hilft viel besonders viele Schichten machen auch besonders warm. Wenn du Tee oder sonstige warme Getränke hast, hilft das sicherlich auch im Nachgang.

Du wirst merken, dass du noch eine ganze Weile nachfrierst. Und auch dass, wenn du ohne Handschuhe oder Neoprensocken reingehst, die Hände und Füße sehr klamm sein können. Das ist nicht gerade hilfreich beim Anziehen aber da musst du durch. Und es geht natürlich deutlich einfacher, wenn du dir die ganzen Sachen vorher zurecht gelegt hast.

9. Nach dem Eisbad ist vor dem Eisbad

Wiederholung und Gewöhnung ist der Schlüssel. Um langfristige Vorteile des Eisbadens zu haben, solltest du Eisbaden regelmäßig in deine Routine integrieren. Mit der Zeit wird sich dein Körper besser an die Kälte gewöhnen und die positiven Effekte verstärken sich entsprechend auch.

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Über Anna

Ich bin Anna, leidenschaftliche Eisbaderin und Bloggerin

6 Kommentare zu “Eisbaden Anleitung für Anfänger

  1. Lothar Schriewer sagt:

    Eisbaden finde ich fazinierend.
    Würde gern damit anfangen, aber ich bin herzkrank.
    Darf man dies gleichwohl machen?

    1. Anna sagt:

      Hallo Lothar, bei Herzkrankheiten ist Vorsicht geboten. Der Hintergrund ist, dass beim Eisbaden die Gefäße stark verengen und auch wieder ausweiten, dadurch steigt der Blutdruck an. Zusätzlich wird dein gesamter Organismus nach dem Eisbad viel stärker durchblutet und das Herz entsprechend gefordert. Du solltest vor deinem ersten Eisbad einen Arzt konsultieren und auch langsam an die Sache herangehen. Am besten durch lauwarme und später kalte duschen für ein paar Wochen.

  2. Brigitte sagt:

    Ich habe erst mit dem Eisbaden bzw. vorher Kaltduschen begonnen, merke aber leider, noch bevor mir wirklich kalt wird, dass mir schummrig im Kopf wird. Mein Herz ist eigentlich okay, aber ich gehe dann schon früh aus dem kalten Wasser, weil ich regelrecht Angst habe, ohnmächtig zu werden. Kennt das jemand, und wird das mit der Zeit besser?

    1. Constantin sagt:

      Hallo Brigitte,
      das Gefühl von Schwindel oder „Schummrigkeit“ kann bei kalten Duschen oder Eisbaden auftreten, vor allem bei Anfängern. Das hat häufig mit der plötzlichen Kältereizreaktion des Körpers zu tun. Diese führt dazu, dass sich die Blutgefäße verengen und der Blutdruck steigen kann, während die Atmung sich beschleunigt. Dieses Zusammenspiel kann den Kreislauf fordern und in manchen Fällen ein Gefühl von Schwindel oder Unwohlsein hervorrufen.

      Ein paar Tipps dazu:

      Langsam steigern: Starte mit kürzeren Kältereizen und lass deinen Körper sich an die neuen Bedingungen gewöhnen. Vielleicht erst einmal nur kalte Duschen oder kürzere Zeiten im Eisbad.
      Atmung kontrollieren: Achte darauf, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Viele neigen dazu, zu hyperventilieren, was den Schwindel verstärken kann.
      Kopf über Wasser halten: Besonders am Anfang kann es helfen, den Kopf nicht direkt ins kalte Wasser zu tauchen, da dies einen stärkeren Kreislaufschock auslösen kann.
      Begleitung: Eisbaden sollte am besten nie alleine gemacht werden. Es ist sicherer und du fühlst dich vermutlich auch wohler, wenn jemand dabei ist, der helfen kann, falls dir doch schummrig wird.
      Regelmäßigkeit: Mit der Zeit kann sich der Körper besser an die Kälte anpassen. Die Symptome sollten dann weniger werden.
      Falls das Gefühl jedoch bleibt oder du weiterhin starke Angst verspürst, ist es wichtig, auf deinen Körper zu hören und eventuell Rücksprache mit einem Arzt zu halten – besonders, wenn du Vorerkrankungen ausschließen möchtest. Sicherheit geht immer vor!

  3. Andreas sagt:

    Das mit den kälteren Flüssen kann ich so nicht stehen lassen. Ich hatte neulich 4 Grad im Fluss, das Wasser war aber für meinen Geschmack zu hoch und zuviel Strömung, also ab in den nächsten See. Ich bade/schwimme in Flüssen nur, wenn ich die Verhältnisse sicher kenne, so dass ich einen gewissen Abstand zur Strömung haben kann, so dass ich auch RAum für Fehleinschätzungen habe oder ich kein Problem damit habe, auch ein Stück abgetrieben zu werden. Im See sagte das Thermometer dann 1 Grad und teilweise Eis.
    Das bringt mich zur nächsten Frage: Wie geht man eigentlich am besten mit dem Eis um, sowohl bei flachen Ufer als auch bei steilerem? Man will ja trotz allem bald komplett rein. Kann man da sein Körpergewicht einsetzen ohne zu großer Verletzungsgefahr? Und welches ist das transportabelste Werkzeug für sowas?

    1. Anna sagt:

      Hallo Andreas,
      fließendes Wasser ist für gewöhnlich deutlich kälter als stehendes aber das kann in Ausnahmefällen auch anders sein.
      Du kannst das Eis bei dünnen Schichten mit deinem Körpergewicht eindrücken, aber Vorsicht, dass du dich dabei nicht schneidest.

      An Werkzeugen gibt es einige als Auswahl:
      Eispickel (Ice Picks / Rettungspicks), Eisaxt oder kleiner Hammer (besonders bei dickerem Eis hilfreich), Spitzhacke oder kleiner Handspaten,
      Axt oder Beil, Seil (als Sicherheitsmaßnahme sinnvoll).
      Hoffe das hat dir weitergeholfen!
      VG vom Eisbaden.de Team

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