Gerne wird beim Winterbaden darüber kolportiert, dass es viele positive Aspekte hat und das ist auch wahr. Die Vorteile von Eisbaden für Körper und Geist sind wissenschaftlich nachgewiesen und unglaublich vielschichtig. Nichtsdestotrotz gibt es auch einige Risiken, die man jedoch minimieren kann, wenn man sie kennt und sich entsprechend einschätzen kann. Und wenn man sich nicht so verhält wie der Wikinger Kollege unten im Video 🙂

Also am besten solche Sprünge beim Eisbaden vermeiden

In der Gruppe ist Eisbaden am sichersten

Vor allem wenn ihr Anfänger seid, seid ihr in einer Gruppe mit erfahrenen Eisbadern besser geschützt und könnt unnötige Fehler vermeiden. Ihr könnt von den Erfahrungen anderer lernen und wenn mal etwas passieren sollte, dann ist die Hilfe nicht weit. Außerdem macht es in der Gruppe einfach mehr Spaß!

Eisbaden Risiko minimieren in der Gruppe
Eisbaden Risiko ist in der Gruppe immer geringer @Natascha Moccetti

Doch nun zu den Risiken. Wir haben in zwei Kategorien eingeteilt – häufige Risiken und seltene Risiken. Die häufigen kommen meist öfter vor, sind aber nicht so gravierend wie die eher seltenen.

Häufige Risiken beim Eisbaden

Unterkühlung

Unterkühlung wird auch als “Hypothermie” bezeichnet und tritt auf, wenn die Körpertemperatur einer Person unter 35 Grad Celsius fällt. Dies ist vermutlich weniger ein Fehler der bei Anfängern, sondern eher bei Fortgeschrittenen die sich überschätzen und zu lange im Eiswasser bleiben bzw. irgendwelche Rekorde brechen wollen. Da sich eine Unterkühlung schon im Eisbad abzeichnet, sollte man spätestens dann raus wenn man anfängt zu zittern oder wenn man starke Schmerzen z.B. in den Fingerkuppen oder den Füßen verspürt. Ein langsames Aufwärmen ist wichtig dabei. 

Leichte Erfrierungen

Erfrierungen sind Schäden an der Haut und im Extremfall auch im darunter liegenden Gewebe, die durch extreme Kälte verursacht werden. Besonders bei zu langer Kälteexposition (siehe Unterkühlung) können auch dauerhafte Schäden auftreten. Die Erfrierungen äußern sich durch Schmerzen, Taubheit, Kribbeln oder Brennen. Es können auch Blasen oder Wunden entstehen, siehe Bild unten, die an einen Sonnenbrand erinnern. Besonders bei Händen und Füßen sind diese häufig zu bemerken, da das Blut beim Eisbaden in die Körpermitte gepumpt wird und Extremitäten weniger stark durchblutet werden. Auch hier ist das langsame Erwärmen A und O für eine gute Genesung.

Erfrierung beim Eisbad
Erfrierung beim Eisbad mit Blasenbildung

Hautreizungen

Hautreizungen durch Kälte sind eine häufige Reaktion auf Kälteexposition und können eine Vielzahl von Symptomen verursachen. Zu den häufigsten Symptomen von Hautreizungen durch Kälte gehören Rötung, Schmerzen, Juckreiz, Brennen und Taubheit. Diese Symptome können auftreten, wenn die Haut für längere Zeit kalten Temperaturen ausgesetzt ist oder wenn die Haut zu schnell von warmen auf kaltes Wetter umgestellt wird. Auch Frostbeulen können dadurch entstehen.

Kältereinzung nach Eisbad
Kältereizung nach Eisbad

Frostbeulen sind schmerzhafte, rote, juckende oder brennende Läsionen, die auf der Haut auftreten, wenn diese für längere Zeit zu kalten Temperaturen ausgesetzt ist. Sie treten ebenfalls meistens an Händen, Füßen, Ohren und Nase auf.

Eine weitere Hautreizung kann durch die Kälteallergie, die sogenannte Kälteurtikaria ausgelöst werden. Sie ist eine allergische Reaktion auf Kälte, die zu einem juckenden und brennenden Hautausschlag führt. Kälteurtikaria kann auch zu Schwellungen und Nesselsucht führen. Diese klingt meist innerhalb von wenigen Tagen komplett ab.

Kopfschmerzen

Das Eintauchen in sehr kaltes Wasser, wie es beim Eisbaden der Fall ist, kann auch Kopfschmerzen auslösen. Die genaue Ursache dafür ist nicht immer bekannt, aber es wird angenommen, dass es durch die Veränderungen des Blutflusses im Gehirn aufgrund der Kälte verursacht wird. Eine andere Möglichkeit ist, dass es durch die Kontraktion der Blutgefäße im Kopf und der Nackenmuskulatur verursacht wird. Kopfschmerzen nach dem Winterbaden können auch durch den damit einhergehenden Stress und die Anspannung verursacht werden. Dies lässt jedoch mit zunehmender Erfahrung ab. Je öfter ihr euch der Kälte aussetzt, desto mehr wird sich euer Körper an diese Situation adaptieren und desto weniger Kopfschmerzen werdet ihr bekommen. Schließlich hilft die Kälteexposition sogar gegen Migräne.

Atemprobleme

Die kalte Luft kann die Atemwege reizen, besonders wenn man schnell ein und aus atmet. Dies ist der Fall bei Atemübungen vor dem Eisbaden. Es können dadurch Symptome wie Husten, Keuchen, Engegefühl in der Brust und Atemnot entstehen.

Husten Atemwegsprobleme beim Eisbaden
Husten kann relativ häufig aufgrund der Reizung der Atemwege durch die kalte Luft auftreten

Auch eine Hyperventilation kann beim Eisbaden auftreten. Hyperventilation entsteht aufgrund von verschiedenen Ursachen, einschließlich Angst, Stress, körperlicher Anstrengung, hohen Höhen, Lungen- oder Herzproblemen oder anderen medizinischen Bedingungen. Hyperventilation bedeutet, dass du schneller und tiefer atmest als es normalerweise der Fall sein sollte. Dies kann kontrolliert erfolgen durch eine Atemübung zum Beispiel wie die Wim-Hof Tummo Atmung, wodurch das gut ist. Aber auch unkontrolliert dadurch, dass eine Kältereaktion im Körper ausgelöst wird, die dich unter Stress setzt. Die natürliche Antwort deines Körpers ist eine Schnappatmung eintritt. Hyperventilation ist meist ungefährlich und klingt innerhalb von Sekunden oder wenigen Minuten wieder ab.

Sturzverletzungen

Das Gehen auf rutschigem Eis oder auf glatten Steinen in Bächen, Flüssen und Seen ist prädestiniert dazu Sturzverletzungen zu verursachen, die von Prellungen bis zu Knochenbrüchen reichen können. Es gibt gute Neoprenschuhe, die euch mehr Stabilität geben. Wenn euch der Einstieg schwer fällt, wählt leichte Einstiege. Meist sind diese in Seen vorhanden, dort gibt es teilweise auch Stege mit Treppe oder Strände mit flach abfallenden Ufern. Flüsse und Bachläufe sind schwerer zugänglich und haben manchmal eine starke Strömung die es den Eisbadern eher erschweren und zu Stürzen oder Abdriften führen können.

Erschöpfung

Eisbaden ist körperlich anstrengend, insbesondere wenn es über einen längeren Zeitraum oder in sehr kaltem Wasser durchgeführt wird. Bei einer starken Abkühlung des Körpers kommt es zu einer erhöhten Belastung des Herz-Kreislauf-Systems kommen, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Dies führt zu einem erhöhten Energieverbrauch und je nach Typ auch ein Gefühl von Erschöpfung oder Müdigkeit entstehen lassen. Darüber hinaus entsteht durch das Eintauchen in sehr kaltes Wasser ein Schock aufgrund der abrupten Änderung der Körpertemperatur. Dies wiederum lässt den Hormonspiegel des Stresshormons Adrenalin ansteigen, das ebenfalls Energie verbraucht und zu einem Gefühl von Erschöpfung beiträgt. Hier könnt ihr mehr über die Ausschüttung von Hormonen während des Eisbades lesen.

Seltene Risiken beim Eisbaden

Raynaud Syndrom

Das Raynaud-Syndrom ist eine Erkrankung, die sich durch eine vorübergehende Verengung der Blutgefäße in Fingern und Zehen bemerkbar macht. Dies führt zu einer schlechteren Durchblutung in den betroffenen Körperteilen und teilweise auch mit Schmerzen. Die Ursache des Raynaud-Syndroms ist nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass der Körper übermäßig auf die Kälteexposition und den dadurch verbundenen Streß reagiert. Bei Frauen tritt das Raynaud Syndrom häufiger auf als bei Männern

Die Symptome des Raynaud-Syndroms sind in drei Stadien unterteilt. Im 1. Stadium werden die betroffenen Bereiche weiß und auch taub. Im 2. Stadium wird die Haut bläulich und es können Schmerzen auftreten, es kann jedoch komplett schmerzfrei verlaufen. im 3. Stadium werden die betroffenen Bereiche wieder durchblutet und rosig und die betroffenen Körperpartien kehren wieder zur ihrer ursprünglichen Farbe zurück.

Raynaud Syndrom Eisbaden
Raynaud Syndrom Eisbaden

Viele Eisbader sagen, dies ist harmlos. Eine Möglichkeit zur Vermeidung ist die Faktoren die zur Auslösung beigetragen haben einfach zu vermeiden. Im oben dargestellten Fall mit dem Finger mögen auch Neoprenhandschuhe helfen, welche die Kälteexposition des Körperteils minimieren.

Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt tritt dann auf, wenn ein Teil des Herzmuskels aufgrund eines unzureichenden Blutflusses oder Sauerstoffmangels abstirbt. Typische Symptome eines Herzinfarkts sind Schmerzen oder Druckgefühle in der Brust, die länger als einige Minuten anhalten. Es können jedoch auch Schmerzen in anderen Körperteilen wie Arme, Schultern, Nacken, Kiefer oder Rücken auftreten, welche auch auf einen Herzinfarkt schließen können. Man sollte vor einem Eisbad dieses Risiko soweit wie möglich reduzieren, denn es ist natürlich lebensgefährlich einen Herzinfarkt zu erleiden. Bei Bedenken oder Problemen in der Familie solltest du dich einmal gründlich vom Arzt checken lassen, bevor du ins Eisbad geht. Es ist ratsam zwar zügig ins Wasser zu gehen, damit sich die Gefäße nicht zu schnell verengen und noch einen Blutfluß zulassen, aber man sollte keinesfalls ins Eiskalte Wasser springen, da die Gefahr eines Schocks zu hoch ist. 

Muskelkater

Muskelkater entsteht durch kleine Risse in den Muskelfasern und den damit verbundenen Entzündungsreaktionen. Das Eintauchen in kaltes Wasser kann zu Muskelkater führen, insbesondere wenn die Person untrainiert ist oder sich nicht vorher aufwärmt. Muskelkater ist normalerweise nicht schlimm und durch Ruhe, leichte Dehnung und sanfte Massage behandelbar.

Übelkeit und Erbrechen

Das Eisbaden oder Winterbaden kann in seltenen Fällen auch zu Übelkeit und Erbrechen führen. Auch hier ist das vermutlich eher eine Abwehrreaktion des Körpers auf die starke Anspannung während des Eisbades und tritt eher selten und wenn dann eher am Anfang auf.

Schwächung des Immunsystems

Es besteht die Gefahr, dass das Winterbaden euer Immunsystem schwächt, insbesondere wenn es zu häufig durchgeführt wird oder wenn die Person bereits ein geschwächtes Immunsystem hat. Wenn ihr also krank seid, solltet ihr nicht in eisig kaltes Wasser, denn diese Zusatzbelastung ist nicht förderlich, genau so wenig wie es ratsam ist Sport während der Krankheit zu machen.

Bei Herzproblemen, Bluthochdruck oder Diabetes den Arzt vorher konsultieren

Es ist wichtig zu beachten, dass Winterbaden nicht für jeden geeignet ist und dass es sicher durchgeführt werden sollte. Personen, die an bestimmten gesundheitlichen Problemen leiden, wie z.B. Herzproblemen, Bluthochdruck oder Diabetes, sollten dies vorher mit ihrem Arzt besprechen und gegebenenfalls von solchen Aktivitäten absehen. Außerdem sollte das Eisbaden niemals allein durchgeführt werden und immer unter Aufsicht von erfahrenen Personen oder Rettungsschwimmern erfolgen.

3 Kommentare zu “Welche Risiken und mögliche Nebenwirkungen gibt es beim Eisbaden?

  1. Avatar Johan sagt:

    Hallo Constantin.

    Ich habe eine Frage an Dich. Und zwar habe ich vor zwei Monaten begonnen, kalt zu duschen.
    Ich nehme mal an, dass das Leitungswasser eine Temperatur von ca. 12-15° hat.
    kalt duschen geht ohne Probleme 10min.

    Nun habe ich auf dem Balkon eine Tonne mit Wasser aufgefüllt, die Seen draußen sind gefroren, deswegen nehme ich an, dass das Wasser der Tonne so um die 0-1° kalt ist. Momentan sind es -4° Grad draußen.
    Nun habe ich testweise nur meine Arme bis zur Mitte der Oberarme für 30 Sekunden ins eiskalte Wasser eingetaucht.
    Nach 30 Sekunden sind die Schmerzen schon so unangenehm stark, dass es kaum auszuhalten ist und ich muss meine Arme wieder rausholen muss.
    Ein Kribbeln in den Fingern spüre ich auch.

    Ist diese Erfahrung normal?

    Viele Grüße,
    Jovan

    1. Constantin Constantin sagt:

      Hi Jovan,
      ja das ist eine relativ normale Reaktion. Deine Hände und Füße kühlen beim Eisbaden extrem schnell ab, da deine Blutgefäße sich abrupt stark verengen und deine Peripherie nicht mehr mit Blut versorgt wird. Das führt dann zu genau diesen Reaktionen, dass die Arme extrem stark frieren. Du kannst versuchen deine Arme über Kreuz über die Schultern zu legen und damit noch etwas länger warm zu halten.
      Handschuhe bringen auch viel, helfen allerdings wenig, wenn du die Hände noch nicht einmal im Wasser hast 🙂
      Ich kann dich aber trösten, je öfter du das machst desto mehr wird sich dein Körper adaptieren und der Schmerz wird allmählich nachlassen. Du kannst Eisbaden also auch trainieren. Ich selbst versuche immer wieder auch die Hände bewusst drin zu lassen bis es zu stark schmerzt und dann nehme ich sie für kurze Zeit raus und danach wieder rein 🙂
      Hoffe das hat geholfen!
      VG und frohes Eisbaden

  2. Avatar fif toepfer sagt:

    Hallo Jovan, heute das 1. Mal 4 Minuten in einem See 4Grad C mit einer erfahrenen Gruppe Eisbaden gemacht Aussentemperatur ebenfalls 4 Grad. Alles anschliessend wg Aufklärung richtig gemacht. Ca 30 Minuten später, beteits zuhause begann das angekündigte Zittern. Ich war vorbereitet. Mein Körper fühlte sich immer noch an wie ein Eukalyptusbonbon. Kalt! Heisser Tee etc lenkten ein wenig ab. Unangenehm allerdings waren heftige Krämpfe in den Bauchmuskeln, Rückenmuskeln, Beinen . Auch Koofweh und ein „ steifer“ Hals kamen hinzu. Ich legte mich ins warme Bett, achtete auf korrekte Atmung und ging dann kurz in die virgewärmte Sauna. Dies half, die ekelhaften sehr schmerzhaften Bauchmuskelnrämpfe zu mildern. Nach der Sauna wieder ins Bett und ausgeruht. Nun meine Frage: wie könnte ich diese Krämpfe vermeiden? Ich bin so sehr beheistert vom Eisbaden, dass ich unbedingt weiter machen möchte.
    Liebe Grüsse und danke für die Aufmerksamkeit, fif

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