Eisbaden macht glücklich und noch vieles mehr… Warum ist das so? Weil in deinem Körper beim Baden im eiskalten Wasser viele Prozesse ablaufen, die hormonell bedingt sind. Dein Körper reagiert auf diese Extremsituation mit einem ganzen Mix an Hormonen die ausgeschüttet werden. Vieles davon haben wir in unserer Wohlstandsgesellschaft verlernt, denn wie oft begeben wir uns noch in solche Situationen. Doch der kontrollierte Hormonausstoß ist eine der besten Sachen die du für dich und deine Gesundheit machen kannst.

Eisbaden macht glücklich
Eisbaden macht glücklich @Mirjam Nowak

Was sind Hormone überhaupt?

Hormone sind chemische Botenstoffe, die von bestimmten Zellen und Drüsen im Körper produziert werden und dann zu anderen Zellen transportiert werden. Dort binden sie sich an spezifische Rezeptoren, die diese Botenstoffe empfangen. Dadurch beeinflussen sie die Funktion der Zellen die sie empfangen. Hormone sind also für die Kommunikation der Zellen untereinander wichtig und spielen eine entscheidende Rolle bei vielen elementaren Prozessen wie dem Stoffwechsel, der Funktion von Organen, Reaktion auf Stress und Angst und vielem mehr.

Welches sind die wichtigsten Hormone im menschlichen Körper?

Hier findet ihr eine Übersicht der wichtigsten Hormone, die großen Einfluß auf der menschlichen Körper haben. Nicht alle, aber viele davon werden auch beim Eisbaden ausgeschüttet.

  1. Insulin: reguliert den Blutzuckerspiegel, indem es den Transport von Glukose aus dem Blut in die Zellen fördert.
  2. Östrogen und Testosteron: Geschlechtshormone, die für die Entwicklung und Wartung der Geschlechtsmerkmale und der Fortpflanzungsfunktion verantwortlich sind.
  3. Adrenalin und Noradrenalin: Hormone, die im Falle von Stress oder Gefahr vom Körper produziert werden und für die “Kampf-oder-Flucht”-Reaktion verantwortlich sind.
  4. Thyroxin: dieses Schilddrüsenhormon reguliert den Stoffwechsel und beeinflusst Wachstum und die Entwicklung deines Körpers.
  5. Cortisol: auch als “Stresshormon” bekannt, beeinflusst Cortisol verschiedene Prozesse im Körper, einschließlich des Stoffwechsels und der Immunfunktion.
  6. Melatonin: reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus des Körpers.
  7. Wachstumshormone: fördern Wachstum und Entwicklung des Körpers während der Kindheit.
  8. Serotonin: reguliert die Stimmung, den Appetit und den Schlaf.

Was passiert wenn der Hormonhaushalt gestört ist?

Der Körper funktioniert nicht mehr richtig besonders in den Bereichen auf die sich die Hormone unmittelbar auswirken. Eine Störung des Hormonhaushalts kann zu verschiedenen schwerwiegenden Erkrankungen führen. Unter anderem folgende Krankheiten können dadurch resultieren, aber es gibt noch viele mehr:

  • Diabetes
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Hormonstörungen
  • Krebs
  • Fettsucht
  • Depressionen
  • Unfruchtbarkeit
  • Akne und andere Hautkrankheiten
  • Müdigkeit

Kampf- oder Flucht-Reflex ist kaum noch vorhanden in unserer Wohlstandsgesellschaft – aber aktivierbar durch das Eisbaden

Beim Winterbaden wird der Körper einer extremen Kälte ausgesetzt, was als extremer Stress für den Körper empfunden wird. Dies löst eine Reaktion aus, die als “Kampf-oder-Flucht” bzw. im Englischen als “fight or flight” bekannt ist. Der Name stammt von der Idee, dass der Körper bereit sein muss, entweder zu kämpfen oder zu fliehen, um zu überleben. Als Antwort darauf schüttet dein Körper einen Hormoncocktail aus, um dich für diese lebensgefährliche Umgebung bestmöglich vorzubereiten und zu schützen. Denn darüber musst du dir auch bewusst sein, Eisbaden ist selbstverständlich tödlich, falls du zu lange drin bleiben solltest. Und genau das will dein Körper mit allen seinen zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern.

Die Kampf-oder-Flucht Reaktion ist also evolutionär bedingt und sehr nützlich für uns, denn dein Körper spürt die Situation in der dein Überleben bedroht ist. Durch das Eisbaden kann eine solche Reaktion kontrolliert gestartet und beendet werden, wodurch du die Ausschüttung von Hormonen erzwingst, die du in deinem wohlbehüteten Wohlstandsalltag wohl nicht hättest. Früher als Menschen stärker den Naturgewalten und Bedrohungen durch andere Stämme, Tiere oder Krankheiten ausgesetzt waren und es auch weniger Schutz gab, wurde die Kampf-oder-Flucht Reaktion öfter eingesetzt und sorgte somit für regelmäßige Hormonschübe. Damit wurde also letztlich nur sichergestellt, dass du den kommenden Morgen auch überlebst. In unserer modernen Gesellschaft, ist aus diesen situativen starken Bedrohungen eine schwächere aber dauerhafte Bedrohung in Form von Alltagsstress entstanden, der nicht mehr richtig kanalisiert und entladen wird.

Welche Hormone werden beim Eisbaden ausgeschüttet?

Einige der wichtigsten Hormone, die beim Eisbaden ausgeschüttet werden um dich zu schützen und auf diese Ausnahmesituation vorzubereiten sind Testosteron, Adrenalin und Noradrenalin, Endorphine, Cortisol, Thyroxin und Leptin. Unten eine Übersicht, was diese Hormone bewirken und warum die Kälte sie aktiviert.

Testosteron

Das männliche Sexualhormon Testosteron wird beim Eisbaden vermehrt ausgeschüttet. Einige Studien haben gezeigt, dass Kälte die Testosteronproduktion steigert. Beispielsweise haben Männer, die eine Sitzung in einer Kältekammer absolviert haben, einen höhere Testosteronspiegel als eine vergleichbare Männergruppe, die sich in einer normal temperierten Umgebung befand. Es wird angenommen, dass die Kälte die Aktivität von Enzymen, die das Testosteron abbauen, reduziert und so den Testosteronspiegel erhöht.

Adrenalin und Noradrenalin

Adrenalin und Noradrenalin werden von den Nebennieren produziert und gehören zu den sogenannten Stresshormonen. Sie werden in Stresssituationen ausgeschüttet, um den Körper auf anstrengende körperliche Aktivitäten vorzubereiten. Beim Eisbaden erhöhen Adrenalin und Noradrenalin die Herzfrequenz und den Blutdruck, um mehr Sauerstoff und Nährstoffe zu den Muskeln zu pumpen. Zudem verengen sie die Blutgefäße in den Extremitäten, um das Blut in den lebenswichtigen Organen in der Körpermitte zu halten. Dies hilft, die Körperwärme im Rumpf aufrechtzuerhalten und den Körper so sehr effektiv möglichst lange vor Kälte zu schützen. Denn es schmerzt einen Finger oder einen Zeh zu verlieren aber das ist allemal besser als das dein Herz stehenbleibt.

Adrenalin und Noradrenalin können auch als Neurotransmitter im Gehirn eingesetzt werden und das zentrale Nervensystem stimulieren. Dadurch wird deine Wachsamkeit und Aufmerksamkeit erhöht. Dies ist hilfreich, um geistig auf die Herausforderung des Eisbadens vorbereitet zu sein und eine schnelle Reaktion zu ermöglichen, allerdings bleibt diese Wachsamkeit, der Fokus und die Konzentration auch noch den ganzen Tag nach dem baden bestehen.

Adrenalin und Noradrenalin bewirken auch, dass sich die Pupillen weiten, um das Sehvermögen zu verbessern.

Cortisol

Cortisol ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird und eine wichtige Rolle im Stoffwechsel und der Stressreaktion des Körpers spielt. Cortisol hat verschiedene Wirkungen auf den Körper, darunter die Regulierung des Blutzuckerspiegels und des Stoffwechsels von Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten. Beim Eisbaden erhöht Cortisol den Blutzuckerspiegel, um dem Körper mehr Energie zur Verfügung zu stellen. Denn diese braucht er natürlich um dich warm zu halten.

Darüber hinaus hat Cortisol eine entzündungshemmende Wirkung und kann den Körper vor Entzündungen schützen, die durch die Kälte verursacht werden können. Dadurch ist auch die robuste Gesundheit vieler Eisbader zu erklären, die sehr selten und wenn dann nur kürzer und leichter erkranken als ihre Altersgenossen.

Endorphine

Endorphine sind körpereigene Opioide, die vom Hypothalamus produziert werden und als natürliche Schmerzmittel und Stimmungsaufheller wirken. Als Reaktion auf die Kälte und den damit verbundenen Schmerz werden Endorphine ausgeschüttet, um den Körper zu beruhigen und die Schmerzen zu lindern.

Beim Winterbaden kann es zu einer Reihe von körperlichen Beschwerden kommen, wie Kopfschmerzen, Schappatmung, Muskelkrämpfen und Atembeschwerden. Endorphine helfen, diese Symptome zu lindern, indem sie den Schmerz und das Unbehagen reduzieren und ein Gefühl der Entspannung und des Wohlbefindens hervorrufen. Darüber hinaus haben Endorphine auch eine positive Wirkung auf die Stimmung und können das Gefühl von Glück und Zufriedenheit steigern. Dies hilft, den Körper auf die Kälte mental vorzubereiten und dein Stresslevel zu reduzieren.

Normalerweise haben Endorphine nur eine kurzfristige Wirkung, die wenige Minuten anhält. Nach der Freisetzung werden sie im Körper relativ schnell abgebaut und ausgeschieden. Allerdings kann die Freisetzung von Endorphinen durch bestimmte Aktivitäten oder Ereignisse, wie z.B. intensive körperliche Anstrengung, Stress oder positive Erlebnisse wie Eisbaden, auch länger anhaltende Effekte haben. Dieses euphorische Gefühl nach dem Eisbad wird dir jeder der es einmal ausprobiert hat auch noch Stunden nach der Kälteexposition bestätigen können.

Thyroxin

Thyroxin (auch bekannt als T4) wird von der Schilddrüse produziert und ist ein Hormon, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Stoffwechsels im Körper spielt.

Eine erhöhte körperliche Belastung, wie sie beim Winterbaden auftritt, beschleunigt den Stoffwechsel und erhöht den Energiebedarf. Dies führt dazu, dass die Schilddrüse mehr Thyroxin produziert, um den gesteigerten Energiebedarf zu decken. Und letztlich hilft das auch beim Abnehmen, denn wenn der Grundumsatz deines Körpers erhöht wird, bewirkt die Kälteexposition dass du mehr Energie produzieren musst und somit mehr Fett verbrennst.

Leptin

Leptin ist ein Hormon, das normalerweise in den Fettzellen des Körpers produziert wird und für der Regulierung des Appetits und des Stoffwechsels spielt. Da der Energiebedarf des Körpers stark erhöht ist, wird der Appetit erst einmal unterdrückt und der Stoffwechsel stark angekurbelt, wodurch die Pfunde purzeln. Und das auch noch nach der Kälteexposition, denn durch die Entstehung von braunem Fett verbraucht ihr dauerhaft mehr Energie und könnt diese auch schneller abrufen.

Melatonin

Melatonin ist ein Hormon, das natürlicherweise im Körper produziert wird und eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Zyklus spielt. Es wird normalerweise in größeren Mengen in der Dunkelheit produziert und signalisiert dem Körper, dass es Zeit ist, sich auszuruhen und einzuschlafen. Deshalb solltest du auch sogenanntes blaues Licht vermeiden um die Melatoninproduktion am Abend nicht zu verhindern bzw. zu unterbrechen.

Einige Studien untersuchten die Auswirkungen von Kälteexposition auf die Melatoninproduktion bei Ratten und stellten fest, dass die Kälteexposition zu einer erhöhten Produktion von Melatonin führt. Eine andere Studie aus dem Jahr 2017 an Menschen ergab, dass das Eintauchen in kaltes Wasser vor dem Zubettgehen zu einer erhöhten Melatoninkonzentration im Blut führte, was dafür spricht Eisbaden auch Abends gut praktiziert werden kann. Eisbaden kann also dazu führen besser einzuschlafen, da es die Melatoninproduktion erhöht.

Dopamin

Dopamin ist ein Neurotransmitter, der im Gehirn eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stimmung, Belohnung, Motivation und Bewegung spielt. Es gibt Hypothesen, die darauf hindeuten, dass Eisbaden auch eine Auswirkung auf das Dopaminsystem im Gehirn haben kann. Da diese Art der Kälte ein extremer Stressor für den Körper ist, kann eine Reaktion des Körpers sein, Dopamin auszuschütten, um sich zu belohnen dass die Kälteexposition erfolgreich überstanden wurde. Eine Studie an Mäusen zeigte , dass kalte Umgebungen zu einer erhöhten Dopaminaktivität im Gehirn führten. Dadurch wird also das Belohnungszentrum im Gehirn bedient.

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